29. Oktober 2024 Zwickau: Fachkonferenz Zukunft für die (Fahrzeug) Industrie

Eine Zusammenfassung von Ute Brückner und Frank Dittrich

Am 29.10.2024 fand von der AG Betrieb und Gewerkschaft Die Linke Chemnitz eine Podiumsdiskussion im Café „Clara“ in Zwickau statt.

Unser Kreisvorsitzender Frank Dittrich eröffnete die Veranstaltung.

Dr. Steffen Lehndorf vom Institut für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen hielt per Videozuschaltung das Impulsseminar. Eine Frage stand dabei im Mittelpunkt: Sind die Gewerkschaften Treiber des Transformationsprozesses? Dr. Lehndorff betonte, dass die Fahrzeugindustrie nur die Spitze des Eisberges für die notwendigen Transformationen sind. Es genügen keine pro forma Schritte, die gesamte Industrie muss umgestaltet werden. Was macht man z.B. mit den Zulieferern der Automobilindustrie? Er führte aus, dass es in China Quoten für Elektroautos gibt und Verbrenner-Autos lange Wartezeiten bei der Zulassung haben. Es wird schwer z.B. für VW, weil der Absatz in China stagniert. Die Ausführungen waren sehr interessant und eine gute Grundlage für die Diskussion. Diese führte Patrick Leonhardt.

Dabei waren Ralf Hron, Regionsgeschäftsführer DGB Südwestsachsen, Rico Gebhardt MdL Sachsen die Linke und Julia Kaiser, Soziologin an der UNI Leipzig. Jeder erklärte aus seinem Bereich, was zu tun ist. Auch wenn allen klar war, dass der Kapitalismus nicht das Ende der Geschichte sein kann, da er Natur und Menschen zerstört, war aber das Augenmerk auf das, was jetzt zu tun ist. Ralf Hron plädierte für öffentliche Investitionen in Größenordnung: Netzausbau, neue Industrien, Forschung und Entwicklung, öffentliche Beschaffungspolitik unter sozialen und ökologischen Gesichtspunkten, Steuergeld nur gegen Auflagen, Bafög für Erwachsene, Ausbildungsquoten, Arbeitszeitverkürzung, flächendeckende Tarifverträge (allgemeinverbindlich). Die Belegschaften müssen sich die Frage beantworten, was sie noch können, außer Autos bauen. Er führte aus, dass sich die öffentliche Hand in Sachsen nicht kooperativ zeige. Wichtig wird sein, dass es um den Erhalt der Arbeitsplätze und Standorte gehe. Die Mitarbeiter dürfen sich nicht auseinanderdividieren lassen. Und Neid aus der Bevölkerung ist nicht hilfreich, verbessert nicht deren Position und führt zur Abwärtsspirale. Wer soll die Einkommenssteuer von VW-Mitarbeitern ersetzen, die für die Kommunen und ihre Aufgabenerfüllung so wichtig ist.

Rico Gebhardt berichtete über Aktionen, wo Die Linke fest an der Seite der Streikenden stand und steht und sich in die sozialen Kämpfe einmischt. In Sachsen ist es im Landtag besonders schwer, etwas für die Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen zu tun. Die CDU ist noch stolz auf den großen Niedriglohnbereich. Es gibt Erfolge, wenn die Beschäftigten im Arbeitskampf von der Region unterstützt werden. So konnten die Arbeitnehmer*innen in Auerbach im Vogtland bei Knorr erreichen, dass die Mitarbeiter nicht in Größenordnung entlassen wurden und es neue Produkte im Lebensmittelbereich gibt. Die Beschäftigten bei Teigwaren Riesa schafften es auch in ihren Kämpfen Forderungen durchzusetzen. Julia Kaiser berichtete aus ihren Erfahrungen in Italien. Dort erreichten die Arbeitnehmer*innen in ihrem Kampf für den Erhalt der Arbeitsplätze die ganze Region zu mobilisieren. Gemeinsamkeit und Öffentlichkeit sind die Zauberwörter für Erfolg.

In der anschließenden Diskussion gab es viele Vorschläge, wie die Arbeitskämpfe unterstützt werden können und auch Nachdenklichkeit darüber, was jetzt wird. Frank Dittrich rundete die Veranstaltung ab und wies darauf hin, dass es weiter darum geht, Verbundenheit mit den Arbeitnehmer/ Innen zu zeigen und als Linke an den sozialen Kämpfen teil zu haben.

Die Teilnehmenden waren mit der Veranstaltung sehr zufrieden und wünschen sich Fortsetzungen zu gesamtgesellschaftlichen Themen.

Ute Brückner

VW zeigt es gerade, wir stecken mitten in einem gewaltigen Transformationsprozess, der besonders in Zwickau mit voller Wucht einschlägt. Nur wie gut sind wir vorbereitet gesellschaftlich und wirtschaftlich? Was müssen wir gemeinsam leisten?

Das und viele anderen Fragen haben wir gestern gemeinsam mit Julia Kaiser (Soziologin), Ralf Hron (DGB Südwestsachsen, Steffen Lehndorff (Wirtschaftswissenschaftler), Rico Gebhardt (MdL) und Patrick Leonhardt (Automatisierungsexperte) diskutiert.

Ein Thema, das ungeheuer komplex und dadurch gefühlt so weit weg ist. Aber es ist in unser Wirtschaftsregion Realität und wird uns hier zwangsläufig alle betreffen.

Danke für die gemeinsame Veranstaltung mit LAG-Betrieb und Gewerkschaft!

Frank Dittrich