08. Mai 2023 Wir gedenken und feiern den Tag der Befreiung
Ein Beitrag von René Hahn
Am 08. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht bedingungslos, damit endete in Deutschland der zweite Weltkrieg und 12 Jahre Gewaltherrschaft durch den Nationalsozialismus. Ein System, dass über 60 Millionen Menschen mit ihrem Leben bezahlten. Auch 78 Jahre später wollen wir diesem wichtigen Tag in unserer Geschichte Gedenken und an die damit verbundene Verantwortung erinnern.
Dazu trafen wir uns am 08. Mai zur Gedenkveranstaltung mit Rede- und Musikbeiträgen zum Tag der Befreiung am Sowjetischen Ehrenhain.
Redebeiträge kamen von Sebastian Lasch (Bürgermeister Finanzen und Ordnung der Stadt Zwickau),
Dr. Detlev Freyhoff (Mitglied Stadtvorstand DIE LINKE.), und Uwe Adamczyk (Verband der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten). Marina Stroisch (Verband der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten) trug ein Gedicht vor.
Deutschland rang lange um einen Umgang mit der Erinnerungskultur rund um den Tag der Befreiung. So sprach noch 1949, der spätere Bundespräsident Theodor Heuss (FDP) in diesem Zusammenhang von der tragischsten und fragwürdigsten Paradoxie der Geschichte, weil wir erlöst und vernichtet in einem gewesen sind, bevor man das Grundgesetz beschloss. Während man in der DDR den Tag als wichtigen Bestandteil seines antifaschistischen Gründungsmythos zelebrierte, viele Jahre sogar als gesetzlichen Feiertag, galt er im Westen Deutschlands bei der Mehrheitsgesellschaft als Bestandteil der eigenen Niederlage und war vor allem mit negativen Folgen verbunden.
Erst Richard Weizsäcker sorgte mit seiner Rede zum Jahrestag 1985 im Bundestag für eine Zäsur in der Erinnerungspolitik. Er beschrieb, dass der Blick mit der Zeit klarer geworden ist auf das, was der Tag für die Gesellschaft als Ganzes bedeutet. „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Von Weizsäcker entband die Deutschen jedoch nicht von ihrer individuellen Verantwortung. „Wir dürfen nicht im Ende des Krieges die Ursache für die Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen. Sie liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Krieg führte. Er betonte daher, dass das Gedenken an den 8. Mai 1945 nicht vom 30. Januar 1933, dem Tag von Hitlers Ernennung zum Reichskanzler, getrennt werden könne. Auch die Verbrechen des Holocaust dürften nicht aus dem kollektiven Gedächtnis verdrängt werden(1).
Mit dem Fall der Mauer 1990 wurden diese unterschiedlichen Entwicklungen im Umgang mit dem schwarzen Kapitel der deutschen Geschichte Bestandteil des zusammenwachsenden Staates. Dreißig Jahre später ist die bestehende Verantwortung der deutschen Mehrheitsgesellschaft bewusst. Aber wenn führende Politiker der AfD im Zusammenhang mit der Erinnerungspolitik zu diesem Teil der deutschen Geschichte von „Vogelschiss“ und einem „Denkmal der Schande im Herzen unserer Hauptstadt“(2) reden und diese Rede von Richard von Weizsäcker als eine Rede gegen das eigene Volk“ bezeichnet und ihr regionaler Bundestagsabgeordneter beim Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel an „verantwortungslose Migrationspolitik“, aber nicht an nicht an die historische Verantwortung Deutschlands denkt(3). Dann wissen wir, dass unser gemeinsames Bewusstsein für unsere Geschichte weiterhin gestärkt und bewahrt werden muss, damit wir unsere freiheitliche demokratische Grundordnung und friedliche Gesellschaft verteidigen.
Quellen:
- https://www.welt.de/politik/deutschland/article161286915/Was-Hoecke-mit-der-Denkmal-der-
- https://taz.de/AfD-Politiker-in-Holocaust-Gedenkstaette/!5928698/
Weitere Gedenkveranstaltungen fanden u.a. in Wernsdorf und Werdau statt.