08. Mai 2022 Gedenken an den Tag der Befreiung am Zwickauer Ehrenhain: ein Beitrag von René Hahn
Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch
Mit diesem Satz ließ Bertolt Brecht sein Antikriegswerk „Der Aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ enden. Immer wieder habe ich diesen Satz auf Gedenkveranstaltungen gehört.
Das er nichts an Aktualität verloren hat, konnten wir genau vor einer Woche erleben. Junge Menschen, die geisteslos der Nazipartei der 3. Weg folgen zogen durch Zwickau. Sie berufen sich unverfroren auf die politische Agenda der NSDAP. Ihre Ideologie ist völkisch und Gewalt gehört zu ihrer Attitüde. Sympathisanten dieser boten mir schon persönlich, wir könnten uns auf der Wiese treffen, wenn ich ein Problem habe. Letzten Sonntag griffen sie Demonstranten auf der Anreise in Chemnitz und Glauchau an.
Einiger ihrer Akteure sympathisieren mit dem Asow Regiment in der Ukraine und wollen mit Nationalisten gemeinsam in den Krieg ziehen. Doch ich möchte heute nicht die einzelnen Facetten des aktuellen Krieges beleuchten. Fakt ist in einem Krieg leiden alle Menschen und meist trifft es die, die am wenigsten dafür können. Und 1945 wurden wir nicht von einer Nation befreit. Viele Länder mussten sich zusammentun, um das deutsche Nazi-Régime zurückzudrängen.
Wir alle können sehr glücklich sein, dass in unserer Heimat seit über 70 Jahren Frieden herrscht. Ich schätze auch die schmerzhaften Erinnerungen an den Krieg, stärkten uns im Einsatz für ein friedliches Zusammenleben. Umso wichtiger ist es, Gedenktage wie den 8. Mai in unserem Bewusstsein zu bewahren. Das wird immer schwer. Zur diesjährigen Gedenkveranstaltung in Buchenwald waren gerade mal noch 16 Überlebende des Holocaust anwesend.
Und wir alle wissen, dass es viel eindrücklicher ist mahnende Worte und Geschichten von Betroffenen zu hören. Ich selbst war vor 3 Jahren mit meinen Großeltern in Breslau und mir lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter, als mir mein Opa erzählte wie er als Kind über den Hof seines Elternhauses rannte und über ihm Flugzeuge bomben abwarfen. So leicht kann sich unser Schicksal ändern und unser Leben bekommt einen tragischen Lauf. Was wäre, wenn er damals nicht überlebt hätte? Dann könnte ich mich heute nicht für eine friedliche Gesellschaft engagieren.
Darum lasst uns am heutigen Tag der Befreiung und Muttertag auch der vielen Millionen Mütter gedenken, die im Krieg ihre Kinder verloren haben. Jeder Tag, den wir in Frieden leben ist wertvoll. Darum lasst uns innehalten und dankbar sein für die Befreiung vom Hitler-Faschismus.