14. August 2021 Kandidatengrillen auf dem Zwickauer Hauptmarkt
Die Direktkandidat*Innen stellten sich den Fragen der Wähler
Sechs Wochen vor der Bundestagswahl ist am Samstag zum ersten Mal im Landkreis so etwas wie Wahlkampfstimmung zu spüren gewesen. Beim Kandidatengrillen auf dem Zwickauer Hauptmarkt kamen mehrere hundert Bürgerinnen und Bürger, um zuzusehen und zuzuhören, wie sich die Bewerberinnen und Bewerber am Mikrofon schlagen. Das vom Verein Fortschritt Vision-Diskurs nach der Landtagswahl 2019 und der Oberbürgermeisterwahl in Zwickau 2020 zum dritten Mal durchgeführte Format baute darauf, dass am Ende eine lockere Grillrunde zustande kommen sollte. Beantworteten die Teilnehmer innerhalb von 60 Sekunden Fragen aus dem Publikum verständlich, erspielten sie sich verschiedene Grillutensilien. Nach den acht Fragerunden sollte jeder Teilnehmer seinen Grill komplett haben und darauf Würstchen zubereiten. Soweit die Theorie.
Zumindest klappte bei allen Kandidaten, die Grills zusammen zu setzen, nur fiel das gemeinsame Grillen bescheiden aus. Die meisten Zuhörer hatten sich schon vorher mit Speisen und Getränken eingedeckt. Lediglich Matthias Moosdorf (AfD) warf gegen 20 Uhr seinen Grill an. Die anderen vier Mitbewerber setzten nach der Fragerunde noch auf persönliche Gespräche.
Die Organisatoren hatten für die Fragerunde die Kandidaten der sechs im Bundestag vertretenen Parteien eingeladen. Carsten Körber, der seit 2013 für die CDU im Bundestag sitzt, fehlte. Er begründete vorab seine Abwesenheit mit dem 70. Geburtstag seines Vaters. Besucher nahmen das mit Gelächter und Buh-Rufen zur Kenntnis. Doch wie schlugen sich die Anwesenden?
Matthias Moosdorf (AfD) sparte bei der Beantwortung aller Fragen nicht mit Kritik an der bisherigen Bundesregierung, hauptsächlich der CDU. Er führte Flüchtlingspolitik und Flutkatastrophe zusammen, indem er die Öffnung der Grenze für Migranten aus Flüchtlingsgebieten als Fehler bezeichnete, der Milliarden koste, während die Kanzlerin andererseits nach dem Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu Spenden für die Opfer aufrufe für Moosdorf ein Armutszeugnis der Regierung. Auf die Frage, wie er auf den Klimawandel reagieren wolle, erwiderte er, dass er den nicht leugne, es ihn aber schon immer gegeben habe.
Sabine Zimmermann sie gehört seit 2005 dem Bundestag an setzte auf soziale Themen und verneinte beispielsweise die Frage, ob sie für ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre. Die Linke-Abgeordnete wolle, sollte wieder in den Bundestag gewählt werden, sich dafür einsetzen, dass die Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden. Auf die Frage, was sie gegen den Fachärztemangel unternehmen wolle, kritisierte sie das Vorhandensein von gesetzlicher und privater Krankenversicherung. Zimmermann sprach von einer Zwei-Klassengesellschaft, die beendet werden müsse.
Gundula Schubert (SPD) konnte nicht auf alle Fragen der Gäste antworten. Was sie von den milliardenschweren Entwicklungshilfen halte, die an China gezahlt werden, erwiderte sie, dass sie sich mit dem Thema noch nicht beschäftigt habe. Auf die Frage, wie sie gegen die mögliche Entscheidung vorgehen wolle, dass im Landkreis ein Atomendlager eingerichtet werden könnte, entgegnete Schubert, dass die Entscheidung noch nicht gefallen sei und dazu erst Untersuchungen laufen würden.
Wolfgang Wetzel (Bündnis 90/Die Grünen) er verpasste bei den Wahlen 2017 knapp den Einzug in den Bundestag, rückte im Oktober 2020 jedoch über die Liste nach zeigte sich der Fragerunde locker. Auf die Frage, was er von dem Gendersternchen halte, erwiderte er, dass man nicht für alles Regeln brauche und man das Ganze nicht so hoch anbinden solle. Ob er sich für die Liberalisierung von Cannabis einsetzen werde, meinte der Suchtberater, dass er sich dies unter kontrollierter Abgabe vorstellen könnte. Einen Einwurf aus dem Publikum, ob er persönlich mit Cannabiskonsum Erfahrungen gemacht habe, verneinte Wetzel.
Nico Tippelt, seit 2001 in der FDP und 2009 bis 2014 Mitglied des Sächsischen Landtages, bezog klare Positionen: Ob er die Forderung begrüße, die Rüstungsausgaben auf zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu erhöhen, beantwortete Tippelt mit einem Ja. Auf die Frage, was er von alternativen Energien halte, sagte er: Wir brauchen auch künftig eine vernünftigen Mix aller Energieträger.
Die Bilanz nach zwei Stunden: Die Veranstaltung, die bereits am Nachmittag mit einem Unterhaltungsprogramm begann, verlief sachlich und ohne Zwischenfälle. Die Meinungen der Kandidaten lagen genauso weit auseinander wie die Reaktionen der Besucher des Forums auf die Antworten der Bewerber. Entschieden wird das Ganze am 26. September an der Wahlurne.
Die Kandidaten Für den Wahlkreis 165 treten außerdem folgende Bewerberinnen und Bewerber zur Bundestagswahl an: Christiane Drechsel (Freie Wähler), Daniel Micklisch (Ökologisch-Demokratische Partei, Christoph Heinritz-Bechtel (Basisdemokratische Partei Deutschland) sowie Thomas Krajak (Internationales Bündnis).
Quelle: Freie Presse Zwickau https://www.freiepresse.de/zwickau/zwickau/zwickauer-direktkandidaten-stellen-sich-den-fragen-der-zuschauer-artikel11659720